Weihnachten ohne Kerzen? Undenkbar! In der dunklen Jahreszeit sorgen Kerzen für eine warme, gemütliche Stimmung. Doch wie sieht es aus mit Schadstoffen? Und worauf sollten umweltbewusste Verbraucher:innen beim Kerzen-Kauf achten?
Ein Docht, ein Brennmittel – fertig ist die stimmungsvolle Beleuchtung. Doch ohne Emissionen (Ausgasungen) geht es nicht: Wenn Kerzen brennen, entstehen – wie bei jeder Verbrennung – Verbrennungsprodukte, neben Kohlendioxid auch Stickoxide und Ruß. Kerzen können außerdem Blei, Nickel, allergene Duftstoffe und flüchtige organische Verbindungen enthalten, die sie beim Abbrennen an die Raumluft abgeben. Diese gesundheitsschädlichen Substanzen stammen beispielsweise aus Verunreinigungen im Wachs, aus Farben, Lacken oder – bei Duftkerzen – aus den zugesetzten natürlichen oder synthetischen Riechstoffen.
Heiße Prüfung
Die Emissionen von Kerzen lassen sich in der Prüfkammer messen – einem Behälter aus Glas oder Edelstahl, der einen Innenraum simuliert (mit genormter Temperatur, Luftfeuchtigkeit und standardisiertem Luftwechsel).
Speziell für Duftkerzen gibt es dafür auch eine eigene Prüfnorm. Sobald die Kerze brennt, startet die Prüfung. Während ihrer Brenndauer von meist wenigen Stunden werden wiederholt Luftproben aus der Kammer gezogen und auf flüchtige organische Verbindungen (VOC) und anorganische Gase wie Stickoxide und Kohlenmonoxid analysiert.
Einfluss auf das Raumklima
Das eco-INSTITUT hat schon mehrfach Duftkerzen geprüft und konnte – neben den Verbrennungsgasen – VOC wie Benzol, Napthalin und Formaldehyd in unterschiedlicher Konzentration nachweisen. Auch andere Wissenschaftler:innen stellten bei Emissionsmessungen von Duftkerzen fest, dass manche Produkte einen nennenswerten Beitrag zur Verunreinigung der Innenraumluft leisten.
Dagegen hilft vor allem: ausreichend lüften! Kerzen sollten zudem nicht in der Zugluft stehen – so vermeidet man unnötigen Ruß. Eine Orientierung für schadstoffarme Kerzen bietet das RAL-Gütezeichen der Gütegemeinschaft Kerzen. Die geprüften Kerzen sind ruß- und raucharm und die herstellenden Firmen verpflichten sich, keine schadstoffbelasteten Rohstoffe, Farben oder Lacke zu verwenden.
Erdöl, Palmöl, Bienenwachs
Die meisten Kerzen bestehen aus Paraffin – ein Nebenprodukt bei der Verarbeitung von Erdöl. Ein weiterer, wichtiger Kerzenrohstoff ist Stearin, das aus pflanzlichen bzw. tierischen Fetten und Ölen gewonnen wird – allen voran: Palmöl oder Kokosfett. Ein verschwindend kleiner Teil der Kerzen besteht aus Bienenwachs, dem Stoffwechselprodukt der Honigbiene.
Aber wie sieht es aus mit der Nachhaltigkeit der verschiedenen Kerzen-Rohstoffe? Bei Paraffin eher schlecht: Die CO2-Bilanz von Erdölprodukten ist immer negativ. Viele günstige Paraffin-Teelichter stecken zudem in Aluschalen – Glas wäre eine umweltfreundlichere Variante. Als Brennmittel scheint ein nachwachsender Rohstoff wie Palmöl die bessere Alternative zu sein.
Der Einsatz von Palmöl, das in Biosprit, aber auch in vielen Nahrungsmitteln und Kosmetika steckt, ist jedoch umstritten:
Ölpalmen gedeihen nur in tropischem Klima – für neue Plantagen werden Regenwälder abgeholzt, vor allem in den Hauptanbauländern Indonesion und Malaysia. Es gibt zwar Bemühungen der Industrie für zertifiziertes, nachhaltig angebautes Palmöl – der verbreitete RSPO -Standard wird aber von verschiedenen Umweltorganisationen kritisiert (vor allem, weil ihnen die Kriterien nicht weit genug gehen).
Bienenwachs-Kerzen als Alternative?
Im Vergleich zu Paraffin und Stearin ist Bienenwachs – vor allem, wenn es von regionalen Bio-Imkereien stammt – der umweltfreundlichste Kerzen-Rohstoff. Bienenwachs ist aber teuer und nur begrenzt verfügbar. Außerdem wird es häufig aus dem Ausland importiert – die langen Transportwege verschlechtern die Umweltbilanz.
Bleibt vielleicht noch eine ganz andere Variante – garantiert ohne Ruß und Rauch: LED-Kerzen. Wiederverwendbar, wahlweise auch flackernd und mit einer Wachsschicht – aber vermutlich nichts für wahre Kerzen-Fans.
Bilder: Charlotte Fechner (Kerzen), Maik Teriete (Kerze in Prüfkammer), Achmad Rabin Taim /CC BY 2.0 (Palmölplantage)
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