22. Februar 2018 | Karin Roth | Alle Beiträge, Unternehmen

Vom Verein zur GmbH – dazwischen lagen turbulente Zeiten, Krisen und neue Geschäftsideen (nachzulesen in Teil 1 der Firmengeschichte). In Teil 2 geht es weiter mit Prüfzeichen, einem geschäftlichen Experiment in der Türkei, zwei Umzügen und einem Ausflug nach Amerika. So viel kann schon verraten werden: Eco ist wieder wohlbehalten in Deutschland gelandet.


Die ersten eco-Prüfzeichen

1995 entwickelte eco ein eigenes Prüfzeichen – denn die Kunden wollten ihre Produkte nicht nur testen lassen, sie wollten auch mit guten Prüfergebnissen werben. Kurz zuvor hatte Frank Kuebart den Qualitätsverband umweltverträgliche Latexmatratzen (QUL) mitgegründet und einige Jahre später das QUL-Qualitätslabel zusammen mit dem Verein auf den Markt gebracht. 1996 führte der Korkverband mit Unterstützung von eco das Kork-Logo ein.

An die Gründungsveranstaltung erinnert sich Kuebart sehr gut – aus sehr persönlichen Gründen: „Es war gleichzeitig die Geburtsstunde meines Sohnes“, sagt er schmunzelnd.

Türkisches Experiment

1997 folgte der Umzug der Firma in den Kölner Sachsenring, zudem wurde die Textil-Analytik stark ausgebaut. Zeitgleich gründeten die beiden Geschäftsführer Kuebart und Krieg ein Textil-Labor in der Türkei – einem wichtigen Erzeugerland für Kleidungsstücke. Doch das Projekt war nur wenige Jahre erfolgreich. „Das Ganze scheiterte letztendlich an persönlichen Differenzen mit dem türkischen Geschäftsführer, es fehlte die vertrauensvolle Basis“, erzählt Kuebart.

Emissionsmessungen im Fokus

Neben der Untersuchung von Textilien bot eco nun verstärkt Emissionsmessungen in Prüfkammern an. Dieser Prüfbereich existierte schon zu Beginn der 1990er Jahre – aus dem einfachen Grund: Um etwas über die Quellen von Raumluftbelastungen aussagen zu können, mussten die Materialien einzeln geprüft werden. Da traf es sich gut, dass Kuebart Mitglied verschiedener Normungsgremien war – unter anderem beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI). So kam er in Kontakt mit dem Joint Research Centre, dem EU-Forschungszentrum im italienischen Ispra, das sich schon damals mit dem Thema Emissionsmessungen in Prüfkammern beschäftigte. Kuebart fuhr kurzentschlossen nach Italien und klopfte ohne Termin im EU-Zentrum an. „Das wäre heute undenkbar“, lacht er. Damals konnte er sich ausführlich über die Prüfkammermessungen informieren. Die Preise von Prüfkammern lagen schon zu dieser Zeit in immenser Höhe – so begann eco, eigene Prüfkammern zu entwickeln und diese Erfahrungen in die Europäische Normung einzubringen.

Meilensteine der Firmengeschichte

Das Labor Anfang der 2000er Jahre

Die Firmengeschichte ist eng verknüpft mit der Entwicklung gesetzlicher Regelungen zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Bauprodukten. Den Anfang machte 1998 der ECA-Report 18 des EU-Forschungszentrums in Ispra – ein wichtiger Meilenstein auch für eco: Hier stellte die EU das erste Bewertungsschema für flüchtige organische Verbindungen (VOC) vor und führte den R-Wert (risk value) ein, um gesundheitliche Risiken einzelner Substanzen zu bewerten. Der ECA-Report war Grundlage des späteren AgBB-Schemas, das der Ausschuss für gesundheitlich Bewertung von Bauprodukten (AgBB) im Jahr 2001 zum ersten Mal veröffentlichte. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) formulierte auf Basis des AgBB-Schemas seine Grundlagen für die gesundheitliche Prüfung von Bauprodukten – Emissionsmessungen wurden verpflichtender Bestandteil für die Zulassung von Bauprodukten.

Eco hat diesen Prozess fachlich eng begleitet. Auf EU-Ebene sind die Zeiträume jedoch immens und die Entwicklung viel langsamer als gedacht: Die Bauprodukten-Richtlinie hat die EU zwar schon 1989 veröffentlicht – im zweiten Geschäftsjahr des Eco-Umweltlabors – die Umsetzung dauert aber bis heute noch an. „Wir hätten nie gedacht, dass es 30 Jahre braucht, um zu einer harmonisierten Prüfnorm zu kommen“, sagt Kuebart. Diese europaweit gültige Norm für die Emissionsmessung von Bauprodukten wurde im Oktober 2017 veröffentlicht.

Das Team des eco-INSTITUTs 2006

Neuer Name, neues Label

Das neue eco-Prüfzeichen

2007 benannte sich das Unternehmen erneut um: Aus dem eco-Umweltinstitut wurde die eco-INSTITUT GmbH. Zeitgleich hat eco die beiden bestehenden Prüflabel überarbeitet und im heutigen eco-INSTITUT-Label zusammengeführt.

Die Namen von Firma und Prüflabel sollten international verständlich sein – das machte die immer größer werdende Zahl ausländischer Kunden erforderlich.

Ausflug nach Amerika

Über viele Jahre hat sich eco eine hohe Reputation erarbeitet – das merkten die Geschäftsführer Kuebart und Krieg auch an den vermehrten Kauf-Anfragen für das Labor. Auch der US-amerikanische Konzern Underwriter Laboratories (UL) stand auf der Liste der Interessenten – die Amerikaner waren auf der Suche nach einem Partnerlabor für Emissionsmessungen in Europa. Das Angebot überzeugte – so entschieden sich Kuebart und Krieg 2012, ihr Unternehmen an UL zu verkaufen:

Aus der eco-INSTITUT GmbH wurde die UL ECO-INSTITUT GmbH. UL wollte vor allem das amerikanische Greenguard-Label mit Hilfe von eco in Europa vertreiben und für europäische Kunden vor Ort Prüfungen anbieten. Doch die Nachfrage war geringer als gedacht. Zudem bekam eco die Nachteile eines Großkonzerns zu spüren: Die langen Entscheidungswege aufgrund vieler Hierachie-Ebenen, wechselnde Zuständigkeiten und wenig Verständnis für soziokulturelle Unterschiede und die Anforderungen in Ländern außerhalb der USA. Eine turbulente Zeit, in die auch noch der Umzug an den heutigen Firmensitz, das ehemalige Carlswerk in Köln-Mühlheim, fiel.

Neuanfang

Nach drei Jahren unter amerikanischer Führung suchte daher das eco-INSTITUT – mit Unterstützung von UL – nach neuen Perspektiven für beide Seiten. Kuebart einigte sich mit UL darauf, das Emissionslabor als eigenständiges Unternehmen weiterzuführen (das Textillabor verblieb unter Leitung von Hans-Ulrich Krieg bei den Amerikanern). Seit Anfang 2015 ist das Unternehmen als eco-INSTITUT Germany GmbH wieder komplett in Kuebarts Hand. Rückblickend sieht er als größte Differenz zu den Amerikanern die unterschiedliche Ausrichtung: „Eco ging es nie um Gewinnmaximierung“, betont Kuebart. Er wollte immer Vorbild für andere Firmen sein und zeigen, dass man ein Unternehmen auch ohne steiles Wachstum über einen langen Zeitraum führen kann.

Seit Herbst 2016 ergänzt Daniel Tigges die Geschäftsführung

Daniel Tigges, Vertriebschef und seit Oktober 2016 zweiter Geschäftsführer des Unternehmens, resümiert: „Die Zeit unter UL war sehr lehrreich – wir haben dadurch auch wertschätzen gelernt, was wir hier haben“. Und in Zukunft? Kuebart und Tigges schwebt einiges vor, unter anderem wollen sie die Expertise für Emissionsmessungen ausbauen und das eco-INSTITUT-Label weiter stärken.

Es bleibt also spannend.


Bilder und Logos: © eco-INSTITUT Germany GmbH


 

Eine Antwort zu “Porträt | Interview: Das eco-INSTITUT schreibt Geschichte | Teil 2”

  1. Robert Sweredjuk sagt:

    Vielen Dank,
    dass ich euch ein gutes Stück begleiten durfte!
    Robert

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